Theologisieren mit Kindern

„Kindergottesdienste sind wunderbare Orte, um mit den Kindern theologische Gespräche zu führen.“[1]

Theologisieren ist die einzige Art, mit der es sich im (Kinder-)Gottesdienst lohnt, Gespräche zu führen. Dabei gehen wir davon aus, dass sich Kinder ihre eigenen Gedanken zum Leben und zum Glauben machen, dass sie ihren eigenen Glauben entwickeln und konstruieren. Sie sind zu Reflexionen ihres Glaubens, wie auch des Glaubens anderer, in der Lage und gestalten selbst konstruktiv den Prozess der religiösen Bildung.

Aus diesen Denkprozessen ergeben sich Fragen, die überraschend sind, manchmal kreativ oder sogar innovativ. Mitunter inspirieren die Fragen die ganze Gemeinde und fordert sie zu neuen Antworten heraus. Kinder entwickeln in diesen Gesprächen ihre religiöse Kompetenz, ihren Glauben selbstständig zu artikulieren und zu reflektieren.

Kinder werden als kompetente Gesprächspartner wahr- und ernstgenommen.

Um ein theologisierendes Gespräch zu beginnen und zu begleiten, brauchen die Gesprächsführer einige Kompetenzen und es müssen einige Gesprächsregeln eingehalten werden. Hier eine kurze Übersicht der wichtigsten Punkte.

Die Gesprächsregeln

  • Jeder darf seine Meinung sagen
  • Wenn ich meine Meinung sage, formuliere ich sie als meine persönliche Meinung und nicht als einzig gültige Wahrheit
  • Ich rede nur solange wie nötig, damit andere auch zu Wort kommen können.
  • Ich höre anderen zu, lasse sie ausreden und respektiere ihre Meinung
  • Ich urteile nicht, ob jemand etwas anders etwas richtig oder falsch gesagt hat.
  • Ich halte Denkpausen schweigend aus

Die Begleitung zum theologisierenden Gespräch

Die Leitung nimmt folgende Rollen ein: Sie ist:

  • Aufmerksame Beobachterin: „DU meinst also, dass…? Habe ich dich verstanden?
  • Stimulierende Gesprächspartnerin: „Und was meint ihr zu Roberts Gedanken?“ oder: „Das passt gut zu…“ „Das reibt sich aber mit…“
  • Begleitende Expertin: Sie bringt im Gespräch theologisches und ihr Sachwissen mit ein. Aber: Das Begleiten ist wichtiger als das Finden einer richtigen Antwort.

Dogmatische Lehrsätze lassen oft das eigene Denken sterben.

Das Gespräch wird nicht mit eigenen zusammenfassenden Bemerkungen abgeschlossen, sondern die Offenheit, Bruchstückhaftigkeit und Unabgeschlossenheit werden ausgehalten und akzeptiert.

Vier Methoden der Gesprächsführung haben sich bewährt:

  • Initiierende Methoden: Die Leitung gibt einen Impuls zum Nachdenken
  • Rezipierende und motivierende Methoden: durch „aktives Hören“, Nachfragen, Spiegeln, Loben und Anerkennen bekommt das Kind den Anstoß weiterzudenken.
  • Intervenierende Methoden: Durch gezielte Rückfragen werden Aussagen überprüft und Widersprüche werden benannt. Es wird widersprochen, wenn von Basisbekenntnissen des christlichen Glaubens radikal abgewichen wird. Kinder werden eingeladen, ihre Gedanken zu unserer theologischen Position in Beziehung zu setzen.
  • Strukturierende Methoden: Durch genaues Nachfragen kann sich das Kind positionieren. Mit einer Zusammenfassung des angesprochenen Themas wird eine Frage an die ganze Gruppe gegeben. Spannende Erkenntnisse aus dem Gespräch werden gesammelt.

Impulsfragen

… die nach einer (biblischen) Geschichte vertiefend wirken und ins Theologisieren führen können:

# Ich frage mich und ich frage euch: Was war wohl das Schönste in dieser Geschichte? (ästhetisch-emotionaler Zugang)

# Ich frage mich und ich frage euch: Was war wohl das Wichtigste in dieser Geschichte? (verstärkt kognitiver Zugang)

# Ich frage mich und ich frage euch: Wo in dieser Geschichte möchtest du gerne sein? Wo ist dein Platz in dieser Geschichte? (personaler Zugang)

# Ich frage mich und ich frage euch: Was erzählt diese Geschichte von Gott (… dem Heiligen Geist)? (theologischer Zugang)

Diese Fragen sind einfach und lassen den Kindern viel Spielraum, die Richtung selbst zu bestimmen. Das erfordert von der leitenden Gesprächsführung natürlich eine ebenso große Offenheit. Das Ziel des Theologisierens ist nicht eine vorher geplante Erkenntnis bei den Kindern einzupflanzen, sondern den Schatz ihrer Welt- und Glaubenssicht zu heben, in aller Offenheit und mit viel Wertschätzung.

Immer, wenn Gesprächssequenzen einen Inhalt vertiefen können, ist ein theologisierendes Gespräch sinnvoll im Gottesdienst. Denn nur, wenn eine große Frage, also eine Frage, die nicht eindeutig zu beantworten ist, im Raum steht, lohnt sich im Kindergottesdienst der Austausch über eine Frage.

Kinder werden im Kindergottesdienst nicht ausgefragt oder abgefragt! Niemals!

Wenn Sie zum Fortgang des Gottesdienstes einen Inhalt brauchen, dann fassen Sie ihn selbst zusammen oder sagen ihn einfach selbst, ohne in einen Frage – Antwort- Austausch zu gehen.

Kinderfragen

Gibt es im Himmel Häuser und Bäume?

Hast Du schon einen Engel gesehen?

Wo wohnt Gott?

Kann man den Heiligen Geist sehen?

Kommt mein Hamster in den Himmel?

Sie können sich in der Vorbereitungsgruppe gegenseitig unterstützen, um theologisieren zu lernen. Beschäftigen Sie sich gemeinsam bei der Vorbereitung, indem Sie sich die Impulsfragen überlegen. Den Verlauf des gesprächs könne Sie gemeinsam wohlwollend lernend reflektieren und sich gemeinsam wertschätzend Feedback geben. Auch nach alternativen Gesprächsmöglichkeiten könen Sie gemeinsam suchen.

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